Wer bin ich?
Mein Name ist Micha Ringwald, ich bin Jahrgang 1984 und lebe mit meiner Frau und vier Kindern in Emmendingen im Breisgau. Ich bin in einem freikirchlichen Umfeld aufgewachsen und beschäftige mich daher schon mein Leben lang mit theologischen Themen.
Berufliche Qualifikation
Studiert habe ich Lehramt an Realschulen in Freiburg mit den Fächern Biologie, Mathematik und Religion. Zurzeit unterrichte ich an der inklusiven Waldorfschule in Emmendingen, hauptsächlich als Mathematiklehrer. Neben meiner Berufstätigkeit als Lehrer habe ich an der Akademie für Leiterschaft in Ditzingen den Master of Theology gemacht. Die Abschlussarbeit behandelte ebenfalls das Thema Jungfrauengeburt.
Warum fasziniert mich das Thema Jungfrauengeburt?
In meinem Leben, Denken und Fühlen erfahre ich mich ganz eng mit Gott verbunden. Seine Liebe ist es, die mich als Person trägt und die mir Fundament in meinem Herzen ist. Es ist für mich großer Luxus, über Gott nachzudenken und mir Zeit zu nehmen, verschiedene Aussagen logisch in Einklang miteinander zu bringen. Irgendwie ist das ein Teil von meinem Leben, der mir Spaß macht.
Klar, nicht nur. Mein fünfjähriger Sohn kam eines Tages zu mir ins Büro, als ich gerade an dem Buch geschrieben haben. Er schaute mich eine Weile lang an wie ich vor dem Bildschirm saß und nachdachte und fragt mich: „Papa, warum sitzt du hier und langweilst dich?“
Für mich ist es faszinierend, Quellen aus dem ersten Jahrhundert zu lesen und zu sehen, wie sich der Glaube verändert und entwickelt hat. Über die Jahrhunderte hinweg hat Gott sich offenbart und Menschen begleitet. Dabei findet der Glaube immer wieder andere Formen und manche Glaubensinhalte werden wichtiger oder verändern sich.
Letztendlich stellt sich für mich die Frage, in was für einer Form wir heute den Glauben leben können, so dass er seine segnende Kraft entfalten kann. Wenn Menschen Gott begegnen, sind sie so tief berührt und erfüllt von seiner Liebe. Gott erfüllt unsere Gedanken und hilft uns zu leben, und teilweise erleben wir auch seine Kraft und er ereignen sich wunderhafte Zufälle. Aber dennoch ist der Glaube gesellschaftlich so wenig relevant. Und oftmals wird der Glaube eng und ist nicht nur Quelle des Lebens.
Die Auseinandersetzung mit der Jungfrauengeburt ist für mich eine Frage danach, wie sich unser Glaube entwickelt. Warum glauben wir, dass Jesus von einer Jungfrau geboren wurde? (Bzw. warum glauben wir es nicht?) Wie können wir auf der Grundlage der Bibel Antworten finden und gleichzeitig das kulturelle Umfeld berücksichtigen? Warum haben wir so eine große Angst, dass unser Glaube zusammenfällt, wenn die Jungfrauengeburt wegfallen würde? Wie wirkt sich die Jungfrauengeburt auf unser Bild von Jesus aus? – und damit wirkt es sich darauf aus, wie wir uns in die Beziehung zu Gott stellen.
In diesem Zusammenhang wird deutlich, warum das nicht einfach eine Frage nach der Jungfräulichkeit von Maria ist. Denn darum geht es eigentlich überhaupt nicht. Aber die Sexualmoral ist in dem Thema auch noch verknüpft, was noch mehr dazu führt, dass man die Frage eigentlich nicht stellen darf.
Mir haben diese Fragen dazu geholfen, meine evangelikale Prägung aufzubrechen. Schon von Kind an habe ich unzählige Kinderstunden und Gottesdienste besucht und dadurch ist in ein großer Fundus an christlichen Werten und Wissen angehäuft worden. Ich bin ein dickköpfiger Mensch, ich kann Projekte zielstrebig durchziehen. So habe ich als Jugendlicher sehr eifrig an mir gearbeitet, um dem christlichen Bild zu entsprechen. Meine Gottesbeziehung war erfüllt, aber gleichzeitig auch davon geprägt, was ich falsch gemacht habe. Ich hatte eine tolle Jugendgruppe, in der wir viel Spaß miteinander hatten und uns gemeinsam auf diese Glaubensweg aufmachten. Ich bin bis heute dankbar für die Spiritualität, die ich damals kennen lernen durfte.
Während meinem Zivildienst war ich ein Jahr im Ausland und hatte viel Freizeit ohne Verpflichtungen. Ich laß stundenlang in der Bibel, lernte mit all meinen Gefühlen lange Zeit im Gebet zu verbringen. Dabei entdeckte ich die Gnade Gottes so tief, dass die krampfhafte Anstrengung aus meinem Glaubensleben verschwand und ich Gott ganz neu als Begleiter wahrnahm. Ich entdeckte, dass es viel näher ist, in dieser Zuwendung von Gott zu leben, als wenn ich mich in vermeintlicher Schuld abwenden würde.
Nach und nach habe ich immer mehr Glaubenssätze entdeckt, die gar sich nicht tatsächlich mit meiner Beziehung mit Gott abbilden ließen. So passte ich leider nicht mehr in meine Baptistengemeinde. Mit Freunden zusammen trafen wir uns nun als Hauskirche und unsere kleinen Kinder wuselten um uns herum. Mein Anliegen war es nun, die Glaubenssätze auf ein realistisches Maß dem Leben anzupassen und gleichzeitig stärker wahrzunehmen, was Gott in unserem Leben tut.
In dieser Zeit begann ich auch nebenberuflich mein Theologiestudium. Es war für mich immer eine Lust, neue Informationen zu bekommen. Ich studierte an der Akademie für Leiterschaft und Werkstatt für Gemeindebau in Ditzingen, bei Stuttgart. Mit einer freikirchlichen Prägung ist diese Gemeinschaft konfessionell ungebunden. Dabei habe ich tolle Menschen kennengelernt und spannende Diskussionen miterlebt. In meiner Abschlussarbeit wandte ich mich der Jungfrauengeburt zu. Es war für mich ein Mysterium, warum Gott so gehandelt hatte – daher war für mich klar, dass ich es entweder noch nicht verstanden habe oder falsch verstanden habe. Auf jeden Fall gab es etwas zu lernen.
Das Thema war aber so groß, dass ich mich erst einmal völlig verrannt habe. Einerseits hatte ich einen konservativen Dozenten als Erstkorrektor, der bei der Möglichkeit des Irrtums gar nicht mitgehen konnte. Er erwartete, dass ich die Jungfrauengeburt gegen jeden Zweifel verteidigen würde. Andererseits habe ich auch erst spät gemerkt, dass die Jungfrauengeburt von mir fälschlich mit der Gottessohnschaft und der Göttlichkeit Jesu verbunden war. Das ist theologisch aber nicht notwendig, diese Eigenschaften schöpfen sich aus anderen Ursachen. Daher kam meine erste Arbeit zu dem Thema auf Abwege, wie mir mein Zweitkorrektor Christoph Schrodt erklären konnte.
Also nochmal von vorne. Ein neuer Korrektor musste her. Jetzt wurde die Arbeit rund und schlüssig. Allerdings habe ich noch immer unterschätzt, dass allein schon die kritische Thematisierung der Jungfrauengeburt einen Angriff auf die Gemeinsamkeit von Christen darstellt. Denn das Glaubensbekenntnis gilt als die Grundlage der Christen. Dies zu hinterfragen bedeutet auch an der gemeinsamen Identität zu rütteln.
Gelernt habe ich daraus, dass sich unsere Fundamente nicht auf Buchstaben beziehen dürfen, sondern dass wir lernen müssen, gemeinsam dem lebendigen Gott nachzufolgen. Es hat schon einen Grund, dass dieser kein Bildnis wollte, das ihn eingrenzt. Ein Glaubensbekenntnis oder ein Dogma sollte nicht die gleiche Funktion erfüllen.
Aber man sollte jetzt nicht meinen, ich würde das Glaubensbekenntnis verwerfen oder die Jungfrauengeburt leugnen. Am Ende von diesem Lernprozess habe ich viele Informationen zusammengetragen, was die Jungfrauengeburt für uns bedeutet. Ganz ohne Spoiler kann ich sagen, dass Jesus mir in dieser Hinterfragung der Jungfrauengeburt näher geworden ist. Darüber hinaus habe ich eine Auslegung gefunden, bei der man am Bibeltext festhalten kann und gleichzeitig auch der kritischen Anfrage an die Jungfrauengeburt gerecht wird.
Ich glaube also immer noch, dass Gott in der Jungfrauengeburt sein Heil gewirkt hat – ohne dass dies für mich im Widerspruch zu einer Zeugung aus Josef steht. Wie das geht, wird im Buch ausführlich erklärt. Grundsätzlich habe ich großes Verständnis für jeden, der anders denkt. Daher ist es mein Ziel, hier möglichst viele Informationen darzustellen, damit sich jeder sein eigenes Bild machen kann, das er auch selbst verantworten kann. Denn wir müssen heute lernen, selbst zu glauben und Verantwortung zu übernehmen für die Konsequnzen von unserem Glauben.
Bild: ©alexjung